Hallo Steffen, schön, dass du dir Zeit für unser Interview genommen hast. Stell dich doch unseren Lesern kurz vor?
Ich bin Steffen Zöhl, 1975 geboren und lebe seit über 20 Jahren in Berlin. Seit einiger Zeit habe ich eine kreative Ader entdeckt und schreibe therapeutische Geschichten, die zum Nachdenken anregen sollen. Ich reise und koche sehr gerne, fotografiere, tauche gelegentlich und spiele Volleyball.
Was war deine Motivation, sich zum Heilpraktiker der Psychotherapie ausbilden zu lassen?
Ich liebe es, Menschen von sich selbst zu begeistern, ihre Stärken und Potenziale mit ihnen zu finden und sie ein zufriedenes Leben leben zu lassen.
Als Kind wollte ich „später mal“ so einiges werden – Koch, Lehrer oder etwas im IT-Bereich und wurde dann Bankkaufmann. Etwa 20 Jahre lang war ich in der Kunden(vermögens)- beratung und Neukundengewinnung tätig. Meistens hatte ich dadurch Erfolg, dass ich eine sehr persönliche Beziehung aufbauen konnte und die Gespräche mit meinen Kunden/Kontakten oft über berufliche Themen hinausgingen.
Irgendwann fiel es mir auf – seit meiner Kindheit vertrauten mir immer wieder -teilweise noch fremde- Menschen, Freunde oder Bekannte sehr persönliche Dinge an und schenken mir ihr Vertrauen. Dieses Geschenk nutze ich gerne, um damit Menschen zu begleiten, ihren eigenen Weg und ihr Glück (wieder) zu finden.
Ich folgte meiner Leidenschaft und fand meine Praxis in der Wundtstr. 5 in (14059) Charlottenburg, nahe dem U-Bahnhof Sophie-Charlotte-Platz (U2).
Wo hast du deine Ausbildung genossen?
Die Vorbereitung auf die Überprüfung und Erlaubnis zur „Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung als Heilpraktiker beschränkt auf das Gebiet der Psychotherapie“ habe ich im Institut Christoph Mahr absolviert.
Auch wenn es in Berlin nicht erforderlich ist, eine Therapieausbildung vorzuweisen, war mir eine gute Ausbildung im Vorfeld wichtig, um eine ausreichende Therapiekompetenz zu besitzen. Daher habe ich ebenfalls im Institut Christoph Mahr eine Ausbildung in Integrativer Psychotherapie (IPT, http://ipt-berlin.de/) gemacht, die an vielen Wochenenden stattfand. Alle Methoden und Therapieverfahren wurden praktisch geübt – dreifach – als Klient, Therapeut und Beobachter.
Integrative Psychotherapie ist ein Schulen- und methodenübergreifender Ansatz. Therapieverfahren haben Stärken und Schwächen. IPT stellt den Gedanken an den Klienten und eine erfolgreiche Therapie in den Vordergrund. Hier werden erfolgreiche Modelle und Methoden verschiedener Ansätze kombiniert (Schematherapie, Gesprächstherapie, Gestalttherapie, Hypnotherapie, Transaktionsanalyse, systemische Familientherapie, Neuro-Linguistische Psychotherapie, Logotherapie, Existentielle Psychotherapie sowie verschiedene eigene Entwicklungen).
Dieses Konzept ist emotionsfokussiert, lösungsorientiert und integriert durch sein Menschenbild alle psychotherapeutischen Grundrichtungen. Es orientiert insbesondere sich an den fünf Wirkfaktoren: Therapeutische Beziehung, Ressourcenaktivierung, Problemaktualisierung, Motivationale Klärung und Problembewältigung.
Weiterhin habe ich Ausbildungen als EMDR-Therapeut (Andreas Zimmermann, VDH/DGMT),
Hypnose-Master (Christoph Mahr, Harald Krutiak, Floris Weber) und Hypnoanalyse (Floris Weber) abgeschlossen.
Worauf sollten Interessenten achten, wenn sie sich für eine Heilpraktikerschule entscheiden?
Ich habe an einem kostenlosen Info-Abend die Räume und den Leiter kennenlernen können und ein Gefühl dafür bekommen, ob ich mich dort wohlfühlen könnte. Die Trainer waren alle erfahrene Ausbilder für ihre Themen und die Ausbildung folgte einer klaren und logischen Struktur. Fragen konnten direkt geklärt und auf Prüfungsschwerpunkte eingegangen werden.
Meine Ausbildungseinheiten waren abends (werden aber auch vormittags angeboten). Da die jeweiligen Einheiten vier Mal pro Woche (montags und donnerstags abends und dienstags und mittwochs vormittags angeboten werden, konnte ich immer einen passenden Termin für mich finden.
Weiterhin bestanden die Möglichkeiten, sich zu Übungsgruppen zu vernetzen und die Räumlichkeiten zu nutzen und an Prüfungssimulationen (neben den im Unterricht integrierten Fragebögen) teilzunehmen. Vor der Prüfung hatte ich in der Vorbereitung und für mich so viele Prüfungsbögen gekreuzt, dass ich mich recht sicher fühlte.
Wie sieht dein typischer Arbeitstag aus?
Mit meinen Klienten arbeite ich gerne an ihren Stärken und stärkenden Aspekten (Ressourcen). Tiefgründigkeit, Empathie, Humor und das Gespür, in Gesprächen oftmals hinter den Vorhang schauen zu können, helfen mir insbesondere bei Themen wie Ängsten / Phobien, Stress, Selbstwertgefühl und diversen Beziehungsthemen (Liebeskummer, Trennung, Eifersucht, Trauer, Kommunikation sowie Teamworkshops (Motivation, Konflikte, Kommunikation) insbesondere in Pflege- und Krankenhauseinrichtungen).
Auch Hypnose als sanfte und kraftvolle Methode nutze ich gerne, um tiefer liegende Themen zu verarbeiten, loszulassen und Blockaden aufzulösen. Da die Sprache des Unterbewusstseins (z.B. Träume) eher Bilder kennt, nutze ich gerne Geschichten und Bilder, um Gedanken und Veränderungsprozesse anzustoßen.
Für die Praxis und mich arbeite ich weiterhin als Kundenakquisiteur, Telefonzentrale, Social Media-Manager, Autor, Trainer u.a. in einem Ausbildungsinstitut für Heilpraktiker (für Psychotherapie), Vortragsredner, Coach, Ideensucher und -finder, Einkäufer, Raumreiniger, Buchhalter, Fotograf und Webseitengestalter – selbst & ständig.
Wo siehst du die größte Herausforderung in deiner Arbeit?
In Berlin gibt es viele Heilpraktiker für Psychotherapie. Hier war/ist es mir wichtig, Schwerpunkte meiner Arbeit zu finden, in denen ich meine Stärken nutzen kann und mir ein Renommee aufzubauen. Positive Weiterempfehlungen zufriedener Klienten sind noch immer die beste Werbung. Weiterhin veröffentliche ich therapeutische Geschichten in meinem Blog und verschiedenen sozialen Medien. Eine gute Bekanntheit ist förderlich, neue Klienten zu gewinnen.
Meine Klienten sollen die bestmögliche Unterstützung bekommen – daher empfehle ich bei manchen Themen auch an andere Experten weiter.
In manchen Situationen muss ich mich darauf konzentrieren, meine eigenen Meinungen, Werte oder Empfindungen klar zu trennen und nicht in das Gespräch einfließen zu lassen.
Jeder Klient und jedes Gespräch ist anders. Auch wenn ich mich auf jedes Gespräch vorbereite und Idee entwickle – Therapiegespräche zu planen empfinde ich als schwierig, denn den jeweiligen Verlauf und die Themen – bestimmt mein(e) Klient(in).
Deine Antwort an Skeptiker: Was können Heilpraktiker der Psychotherapie mit ihrer Arbeit leisten und wo liegen die Grenzen?
Wir leben in einer schnellen und leistungsorientierten Zeit. Stress, psychosomatische Erkrankungen und Ängste haben zugenommen und sind vielerorts präsent. Auch die Wirtschaft hat dies bemerkt und so werden in einigen Unternehmen im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements prophylaktische und therapeutische Unterstützungen angeboten. Heilpraktiker für Psychotherapie und Psychotherapeuten leisten hier eine wertvolle Arbeit, um Menschen von ihren Leiden, Ängsten und Sorgen zu heilen oder diese zu lindern. Allein die Möglichkeit, vorbehaltlos und ohne bewertet zu werden, einmal über seine Probleme, Gedanken, Gefühle und Ängste sprechen zu können, empfinden viele Menschen als entlastend. Die therapeutische Aufgabe liegt in meinen Augen darin, zuzuhören und durch gezielte Methoden, den Klienten bei seiner Lösung und seinem Veränderungsprozess zu begleiten und zu unterstützen.
Das HPG – Gesetz über die berufsmäßige Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung (Heilpraktikergesetz) und das Gesetz über die Berufe des Psychologischen Psychotherapeuten und des Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten (Psychotherapeutengesetz) legen einen gesetzlichen Rahmen fest, was ein Heilpraktiker für Psychotherapie darf und was nicht. Darüber hinaus sollte ein Heilpraktiker für Psychotherapie sich stets seiner Verantwortung den Klienten gegenüber bewusst sein und die Tragweite einer Therapie abschätzen. Bestimmte Krankheitsbilder (z.B. Schizophrenie, affektive Störungen, Alkoholismus) benötigen eine medikamentöse Behandlung mit begleitender Therapie und sollten von Psychiatern und ggf. stationär behandelt werden.
Therapie bedeutet regelmäßig Veränderung – im Verhalten, der Wahrnehmung, der Einstellung etc. Verändern kann immer nur der Klient. Ohne eine Vertrauensbasis zum Therapeuten und die eigene Motivation wird eine Veränderung nicht möglich sein. Keine Ausbildung, Expertise und Erfahrung wird ohne die Bereitschaft des Klienten Erfolg zeigen.
Was zeichnet einen guten Heilpraktiker der Psychotherapie aus?
Der entscheidendste Erfolgsfaktor in meinen Augen ist eine tragfähige, vertrauensvolle therapeutische Beziehung (Klient-Therapeut). Das Vertrauen, welches mir ein(e) Klient(in) schenkt, ist für mich die Arbeitsgrundlage. Daher sind mir Offenheit, Empathie, wirkliches Zuhören und bewertungsfreie Gespräche sehr wichtig. Meine Aufgabe ist es, jeden Klienten zunächst so anzunehmen, wie er/sie ist und dann bestmöglich zu unterstützen.
Ein guter Heilpraktiker für Psychotherapie arbeitet nur mit Methoden/Verfahren, die er wirklich beherrscht. Er erteilt keine Ratschläge (raten & schlagen), sondern hört aktiv zu und stellt „die richtigen“ Fragen. Ich freue mich immer über Äußerungen wie „Das ist ja mal eine gute Frage – da habe ich so nie darüber nachgedacht.“ Hier beginnen Veränderungs- und Heilungsprozesse.
Auch eine Menschen gegenüber positive und offene Einstellung ist m.M.n. wichtig. Weiterhin würde ich jedem Menschen, der therapeutisch arbeiten möchte, empfehlen, zunächst eigene Themen in Therapiegesprächen zu bearbeiten und auch Intervisions- und Supervisionsgespräche wahrzunehmen.
Ebenso sollte ein guter Heilpraktiker (m/w) für Psychotherapie sich weiterbilden, körperliche Ursachen vorab ärztlich abklären lassen, stets seine Grenzen kennen und psychiatrische Notfälle erkennen können.
Was empfiehlst du Leuten, die sich überlegen Heilpraktiker der Psychotherapie zu werden?
Ein wichtiger Punkt für mich wäre die Frage der eigenen Motivation – „Warum will ich als Heilpraktiker für Psychotherapie arbeiten?“. Anderen die Welt erklären zu wollen und sich dadurch besser zu fühlen, wäre ein schwieriger Ansatz.
Auch wenn die Arbeit mit Menschen sehr erfüllend sein kann, sollte man sich klar darüber sein, dass Menschen mit Ängsten, Sorgen, Wut, negativen Gefühlen und vielem mehr – jeden Tag zu einem kommen. Eine gute Psychohygiene (Frust, Abgrenzung, Mitgefühl vs. Mitleid, Verarbeitung) und ein positiver Ausgleich (Sport, positive Erlebnisse, Partnerschaft, Austausch) sind mir wichtig.
Gute Schulen bieten regelmäßig Informationsveranstaltungen an, wo die Ausbildung und das spätere Wirkungsfeld vorgestellt werden.
Auch ein Praktikum kann helfen, Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln und eine fundierte Entscheidung ermöglichen, bevor man den Beruf wechselt.
Vielen Dank!
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